Diese Frage steht wohl stellvertretend für unsere gemeinsame gastronomische Karriere bisher. Ob im Lungau auf der Franz-Fischer-Hütte oder im Sellrain auf der Potsdamer Hütte, Floridianerin und Berge passt irgendwie nicht. Es passt in der Tat nicht. Florida, ein im Grunde riesiger Sumpf, der sunshine state, der größte Berg ist eine künstliche Wasserrutsche im Volcano Bay in Orlando. Vielleicht passt es genau deswegen. Ewiger Sommer hört sich schon verlockend an. Doch als Halie das erste Mal mit dem Snowboard den berühmten „Todesberg“ von Herr der Ringe in Neuseeland herunter gefahren ist, genügte die künstliche Wasserrutsche nicht mehr, um das beginnende Bergfieber zu dämpfen.
Kurz danach beginnt auch unsere gemeinsame Geschichte.
Ich habe in Innsbruck Archäologie studiert und nie beendet. „Die Lehre des Alten“, kein Wunder, dass es mich nicht gepackt hat. Bei der Seminararbeit über die Locken des Herakles Farnese, reichte mir es dann auch und ich grübelte über meine Zukunft. Eigentlich bin ich Physiotherapeut; pssst, nicht so laut: und Deutscher. Als deutscher Physio in Österreich zu arbeiten, ist gar nicht so einfach. Zeitgleich lernte ich Halie, die meine Mitbewohnerin besuchte, welche sie aus Neuseeland kannte, kennen. Sie sei Köchin, hat Kunst in Florida studiert – und beendet – und als ein Kommilitone ein Stück Holz in einen Teich warf und es als Kunst verkaufen wollte, reichte es auch ihr mit dem Studienbetrieb. Sie war quirlig, aufgeschlossen und abenteuerlustig. Mein Englisch war miserabel und ich sperrte mich in mein Zimmer und hörte laut Musik. Das konnte also nur gut gehen.
Sie suchte nach einem Weg, in Österreich zu bleiben und zu arbeiten und stieß dabei auf die Möglichkeit, saisonal auf einer Hütte auszuhelfen. Das war im Winter auf der Gjaid Alm am Dachstein. Dort besuchte ich sie. Für uns beide eine unglaubliche Erfahrung, im Hochwinter auf 1738 Meter. Uns hat es so gut gefallen, dass wir auch für den Sommer zugesagt haben.
Doch gab es Probleme mit dem Visum.
Nach der Wintersaison ging sie nach Mallorca. Dort machte sie einen Kochkurs während sich ihr Visum dem Ende näherte. Ich besuchte sie auch dort. Wir wanderten quer durch die Insel und überlegten uns, wie wir das Problem mit dem auslaufenden Visum beheben können.
Beim Aufstieg, heraus aus dem schönen Port de Soller, überkam es uns dann: heiraten! Warum auch nicht? Wir wollten zusammen sein. Hin und her pendeln oder Fernbeziehung kam nicht in Frage und nirgendwo wird man schneller liiert als in Amerika, richtig? Also der Plan stand: Im Mai beginnen wir auf der Gjaid Alm, vorher heiraten und dann den Papierkram erledigen. Heiraten in Amerika geht tatsächlich lächerlich einfach. Ich gehe mit meinen Reisepass aufs Amt, wir bekommen ein Formular, dass von zwei weiteren Instanzen unterschrieben werden muss und fertig. Die Feier war so spontan wie amüsant. Im Garten des Bruders mit gemieteter Wasserrutsche. Unser Hochzeitsdrink, weil wir ziemlich fertig waren, war Kaffee mit Rum.
So also begann unsere Hüttenkarriere. Warum wir dabei geblieben sind und jetzt sogar eine eigene Hütte pachten, ist eine Geschichte für einen anderen Tag.
Wir freuen uns, wenn euch unsere Weg zur eigenen Pacht interessiert. Wir werden in weiteren Texten von weitere Stationen, Hindernissen und Begegnungen erzählen. Seit also gespannt und bis zum Sommer 2023 auf der Greizer Hütte im Zillertal!