Ich leihe mir die Überschrift von der Hamburger Band Deichkind. Er könnte aber genauso gut Limit heißen. An dem waren wir auch desöfteren während unserer Hüttenkarriere. Trotzdem haben wir immer durchgezogen.
Die erste richtige Saison und zugleich die längste war im Sommer auf der Gjaid Alm am Dachstein. Mai bis Oktober bei überschaubarer Bezahlung dafür aber wunderschön am Fuße des Dachsteins gelegen. Mit der Dachstein-Krippenstein Seilbahn kommt man relativ problemlos zur Hütte. Dementsprechend gut lief das Tagesgeschäft. Hinzu kam, dass Halie und ich alleine für die Küche zuständig waren, was dazu führte, dass uns an einem Abend mit hundert Übernachtern das Fliegengitter am Küchenfenster wie Gitterstäbe vorkamen und die sechs Monate sich in der Rückschau wie sechs Jahre anfühlen.
Doch begann auf der Gajid Alm für uns auch eine immer noch anhaltende Glückssträhne: wir lernten die besten Freundschaften, die hilfreichsten Kolleginnen und die skurrilsten Persönlichkeiten kennen. Ich erinnere mich zum Beispiel spontan an einen Kerl, der seine Fingernägel spitz zugeschnitten hat, um sie als Werkzeuge benutzen zu können. Aber auch unsere neuen Freundinnen aus Tschechien.
Kost und Logis sind in der Regel bei der Saisonarbeit mit inbegriffen. Wenn man dazu nebenbei keine Wohnung unterhalten muss (unser Hochzeitsgeschenk war ein alter VW T4 von der Firma meiner Eltern. Dieser wurde unsere Bleibe für die Zwischensaison), bleibt einem – bei einem freien Tag pro Woche – nicht viel Gelegenheit, das Gehalt auszugeben.
Dieser schnöde monetäre Grund brachte uns dazu, eine weitere Saison in Erwägung zu ziehen.
Schließlich ging es den nächsten Sommer aufs Edmund-Probst-Haus in Oberstdorf. Und wir dachten, die Gjaid Alm wäre leicht zu erreichen. Beim Probst-Haus steigt man bei der Nebelhornbahn-Mittelstation aus, stolpert drei mal und sitzt in der Gaststube, wo er oder sie wahrscheinlich einen von uns zubereiteten Burger isst. Bis 150 Burger pro Tag haben wir raus gehauen, neben anderen Gerichten. Diesmal waren wir allerdings zu viert in der Küche. Die Saison lief gut, das Team war cool.
Deshalb haben wir auch für den Winter zugesagt. Der Winter lief durchwachsen. Und nach einem Zerwürfnis mit einer ostdeutschen Kollegin haben wir die Saison letztlich früher beendet.
Nach zwei Jahren Saisonarbeit war uns nach etwas Festerem. Wir kamen nach Grainau. Dort war uns nach weiteren zwei Jahren wieder nach etwas Anderem. Corona hat uns jedoch –wie wahrscheinlich allen anderen – einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht.
Was also machen im Sommer? Warum nicht eine weitere Hütte? Geld sparen, hoffen, dass der Corona-Scheiß bald eine Ende findet und dann weiter machen, wie zuvor geplant. Wie das ausging, kennen die meisten wahrscheinlich noch, Stichwort: Winter 2020. Nun aber erst der Sommer.
Potsdamer Hütte im Sellraintal in der nähe von Innsbruck. Kleine Hütte, neue junge Pächterin, keine Seilbahn, hört sich ganz gut an. Das war es auch! In der Küche hatten Halie und ich mehr oder weniger freie Hand. Eine Rumpelkammer neben der Hütte haben wir zur privaten Boulderhalle umgebaut. Und hier wieder: eine neue gute Freundschaft. Obendrein das wunderschöne Fotschertal, mit der Lüsener Villerspitze am Talschluss und weiteren schönen Gipfeln um uns herum.
Wie das wohl im Winter sein muss? Ein Skitourenparadies vor der Haustür! Doch: Winter 2020. Denkste! Wir hätten gerne aufgemacht, waren sogar einige Tage zur Vorbereitung oben, aufsperren durften wir jedoch leider nie.
Nach diesem Winter war viel Bewegung in der Gastronomie. Viele mussten schließen und das ganze wurde immer unattraktiver.
Wie es „nach“ Corona bei uns weiter ging, gibt es im zweiten Teil.